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Das Akkordeon

Das Akkordeon war schon bei seiner Patentierung 1829 ein Experimentierfeld für die Instrumentenbauer.1 Viele Möglichkeiten, wie der Spielwind an die Zungen gelangen soll, wurden ausprobiert. Das Akkordeon kann von anderen „Ziehharmonikas“ recht einfach unterschieden werden: Eine Spielhälfte, der Diskantkorpus, wird mit Riemen am Körper fixiert, die andere Spielhälfte ist über einen Faltenbalg mit diesem Diskantteil verbunden und wird mit dem linken Arm hin und her bewegt. Dabei entsteht ein Über- oder Unterdruck im Instrument: Der Spielwind wird erzeugt. Alle anderen Handbalginstrumente mit durchschlagenden Zungen, bei denen beide Spielhälften mit den Händen bewegt werden, sind keine Akkordeons, sondern heißen Bandonion oder Concertina, in welcher Schreibweise auch immer.

Das zweite wichtige Merkmal des Akkordeons kann spontan nur mit den Ohren festgestellt werden: Wenn man einen Ton spielt, ändert sich der Ton nicht, egal ob der Balg geöffnet oder geschlossen wird. Das Instrument ist gleichtönig. Wenn beim Öffnen und Schließen ein anderer Ton erklingt, ist es wechseltönig, wie auch die Mundharmonika. Die wechseltönigen Instrumente heißen heute Handharmonikas. Im Alpenraum kennt man sie als Steyrische Harmonika und Schwyzer-Örgeli.

Bei der Unterscheidung der Akkordeontypen wird der Blick meist auf die Diskantseite (s.o.) gerichtet. Dort gibt es die Piano- und die Knopfgrifftastatur. Erstere ist von Klavier und Orgel entlehnt, die Knopftastatur ist eine eigenständige Bauform des Akkordeons und wurde im 19. Jahrhundert in Wien entwickelt. Die meisten Menschen, auch das Online-Lexikon Wikipedia, teilen daher Akkordeons in Piano- und Knopfakkordeons ein. Musikalisch ist das aber nicht so bedeutend wie die Unterschiede auf der Bassseite. Die Tastatur dort ist immer eine mit Knöpfen. Es gibt die Bauform des traditionellen Akkordeons mit tiefen Grundbässen und gekoppelten Akkorden. Mit diesem Standardbassakkordeon spielt man Musik, die aus Melodien für die rechte Hand und einer Begleitung („hm-ta-ta“) besteht.

Bei der anderen Bauform findet man – entweder durch eine Umschaltmechanik oder separat oder ausschließlich – einzelne Töne im Tonumfang mehrerer Oktaven auf der Bassseite. Damit kann man dann ebenfalls Melodien spielen, was zu dem etwas unglücklichen Name „Melodiebassakkordeon“ führte, im Englischen heißt es etwas besser „free bass“. Im deutschen Sprachraum setzt sich mehr und mehr der Begriff „Einzeltonakkordeon“ durch, denn damit wird das spezifische Merkmal benannt: Das Einzeltonakkordeon hat ein Einzeltonmanual auf der Bassseite. Die musikalischen Möglichkeiten sind für dieses Instrument erheblich größer – aber um das festzustellen, benötigt man wiederum: die Ohren.

Ralf Kaupenjohann

1 Weshalb in diesem kleinen Essay oftmals pauschale Aussagen getroffen werden. Dem Autor ist bekannt, dass es immer auch Zwitterinstrumente und Bauformen gab, die man in eine gründliche Betrachtung mit einbeziehen muss. Die Intention ist hier aber die Vermittlung der grundlegenden Unterscheidungskriterien im Instrumentenbau.

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