Dämonenflug
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- Artikel-Nr.: 979-0-50010-089-8
Biehl dienten bei seiner Komposition Dämonenflug. Nachtstück für Akkordeon zu Goyas ,Capricho 64, welche seit 2006 entstanden ist und am 2. Februar 2007 in London fertiggestellt wurde, Goyas Caprichos als Inspirationsquelle. Francisco de Goya y Lucientes (1746-1828) repräsentiert die spanische Kunst des 18. Jahrhunderts schlechthin. Die Aktualität und internationale Wirkung seines Werks läßt sich nicht nur an den in immer kürzeren Abständen aufeinanderfolgenden Ausstellungen ablesen, sondern auch an den Einflüssen, die seine Bilder auf Malerei, Literatur und Musik ausgeübt haben. Zu Goyas wichtigsten Werken zählen die 1799 erschienenen Caprichos, ein Zyklus von 80 Radierungen, von denen die 43. Radierung nicht nur die berühmteste ist, sondern auch eines der am meisten gedeuteten Bilder der spanischen Kunst überhaupt, nicht zuletzt wegen seiner vieldeutigen Bildlegende „El sueño de la razón produce monstruos“ („Der Schlaf/Traum der Vernunft gebiert Ungeheuer“). Biehl wählte als Ausgangspunkt für sein Stück unter den 80 Radierungen Capricho 64 aus, das die Bildlegende Buen viage (Gute Reise) trägt. Auf dem Rücken eines Dämons hockt eine Gruppe von vier Gestalten mit verzerrten Gesichtern, teilweise weit aufgesperrten Mündern, die den raschen Flug durch die Lüfte mitmachen. Das Blatt hat zu unterschiedlichen Deutungen Anlaß gegeben. So lautet beispielsweise einer der zeitgenössischen Kommentare: „Es fliegen die Laster mit ausgebreiteten Flügeln durch das Gebiet der Dummheit, wobei sie sich gegenseitig stützen“. Claes J. Biehl bemerkt über seine Komposition:
„Besagtes Capricho beinhaltet grundlegende Aspekte, die für meine Komposition von Interesse waren, als Beispiele können Elemente wie Ironie und Groteske herangezogen werden. Darüber hinaus bot mir das Capricho ausreichend Raum zur Interpretation, was sich meiner Ansicht nach positiv auf eine Vertonung dieser Art auswirkt, da auf diese Weise ein (rein) deskriptives und pittoreskes Moment leichter vermieden werden kann. Des Weiteren reizte mich das abgründige, ja groteske Sujet im Hinblick auf die Klanglichkeiten, die ich erforschen wollte. Zu guter Letzt war auch das dynamische Element des Capricho (Flug) hervorragend für eine Vertonung geeignet, da hier die dem Bild inhärente Dynamik mit der Gattung Musik als Zeitkunst interagieren konnte. Meine Interpretation der Atmosphäre des Bildes hatte maßgeblichen Einfluss auf die Auswahl und Gestaltung des musikalischen Materials (vor allem die Tonhöhenorganisation). Zwei weitere, eher strukturelle Aspekte des Bildes finden in der Musik ebenfalls Berücksichtigung: zum einen werden die fünf Charaktere des Bildes musikalisch charakterisiert (ihnen wird spezifisches musikalisches Material zugeordnet, welches sie dann symbolisch repräsentiert), und zum anderen wird die Idee der Reise thematisiert, indem musikalisches Material von einem zum anderen Punkt überführt wird und sich dabei kontinuierlich verwandelt. Die Grundelemente des Bildes wurden also abstrahiert, in Musik verwandelt und von diesem Punkt an als absolute musikalische Gedanken entwickelt und verarbeitet. Ich handhabe es in meinen Werken grundsätzlich so, dass, sobald Inspiration zu musikalischem Material geworden ist, dieses Material ausschließlich musikimmanent behandelt wird, äußere, programmatische Einflüsse also von dem Moment an nicht mehr zulässig sind.“
Uraufgeführt wurde Dämonenflug von Helmut C. Jacobs in einem Recital am 29. April 2007 in der Loschwitzer Kirche in Dresden im Rahmen des dort stattfindenden Hispanistentages.