Bin ich mir gegangen Fischelech kojfn
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- Artikel-Nr.: 979-0-50010-135-2
Mit jiddischen Lieder beschäftige ich mich als Akkordeonist schon seit vielen Jahrzehnten. Der Wettbewerb Jugend musiziert im Jahr 2023 war ein Anlass, mich einer sehr schlichten, aber wunderbaren Melodie zu entsinnen, die mir bei meinen Recherchen ins Auge fiel oder besser: zu Gehör kam. Das Lied Bin ich mir gegangen fischelech kojfn hat keinen überlieferten Urheber und im Text geht es um die Liebe. Die verwendeten Metaphern konnte ich bisher nicht zweifelsfrei deuten, statt dessen habe ich mir eine kleine Geschichte ausgedacht, als ich anfing die Variationen zum Lied zu entwickeln. In der ersten Variation werden die beiden Protagonisten vorgestellt:
Ein Fisch tummelt sich im A-Teil in seinem Bächlein, ein Mann denkt über seinen Speiseplan im B-Teil nach, ihm ist schon recht behaglich beim Gedanken an einen leckeren Fisch. In der zweiten Variation betrachten wir den Vorgang des Fischfangs: Der Fisch sieht den Köder im Wasser und schwankt zwischen Mißtrauen und Verlangen, der Angler hat schließlich den Fisch am Haken und der Kampf zwischen ihm und dem Fisch ist durchaus dramatisch. In der dritten Variation ist der Kauf bereits getätigt, der Fisch zubereitet und die Mahlzeit beendet. Dem Mann liegt nun der Fisch im Magen, aber irgendetwas scheint da nicht zu stimmen. Gegen Ende wird ihm regelrecht schlecht. Im Epilog haben wir nun mindestens einen Toten zu beklagen: den Fisch. Was ist wohl mit dem Mann passiert?
Musikalisch und spieltechnisch ist das Stück auf die Fähigkeiten der beiden Widmungsträger Elisa und Samuel abgestimmt. Ich durfte erneut erfahren, wie junge Leute in dieser Altersstufe wahrnehmen und lernen, was ihnen leicht fällt, auf welche Stärken man bauen kann und welche neuen Dinge gut gelernt werden können. Dabei wurde ich von meiner Geigen-Kollegin Ursula Täuber bestens unterstützt. Der Akkordeonpart wurde für ein C-Griff-Einzeltonakkordeon konzipiert, welches mit fünf Fingern links spielbar ist und rechts eine Knopftastatur hat. Spielerinnen und Spieler anderer Systeme werden aber grundsätzlich auch mit dem Stück klarkommen, Änderungsvorschläge werden gerne angenommen.
Natürlich beschäftigte die jungen Leute auch die Frage, was das für eine merkwürdige Sprache sei und welche Menschen sie wohl gesprochen haben. Für uns Erwachsene war dies natürlich der Anlass während der Probenarbeiten, auf den dunkelsten Teil der deutschen Geschichte hinzuweisen: Während der Nazi-Diktatur wurden eben nicht nur unzählige Menschenleben ausgelöscht, sondern auch das kulturelle Erbe Europas misshandelt.