50 feinste Volksliedsätze

Volkslieder werden kaum noch gesungen. Sie sind irgendwie in Verruf geraten, gelten zu Unrecht als altbacken, überholt, uninteressant, nicht mehr von Bedeutung, zu wenig peppig. Wer die vorliegende Sammlung genauer studiert und sich die Mühe macht, sie durchzuspielen und die Texte zu lesen, wird jedoch feststellen, dass die überlieferten Lieder tatsächlich von Dingen handeln, die den Menschen sehr beschäftigen, so lange es ihn gibt.
Die Inhalte erzählen Heiteres, Inniges, Lustiges, Mutiges, Zartes, Liebliches und nicht selten Schwerwiegendes. Versteckt ist Tiefgang hie und da, und doch ist er allerorten präsent. So handelt das Lied „Es geht eine dunkle Wolk herein“ längst nicht nur von aufziehendem Regen, ein „Reif in der Frühlingsnacht“ beschreibt Tragödien, das Lied der „Zwei Königskinder“, das nachdrücklich aufgeforderte „Schwesterlein, Schwesterlein“ –  oh je, wie wesentlich Volkslied doch sein kann. Selbst der ausgetriebene Winter, dem man Ade sagt, enthält nach reiflicher Überlegung Nachhaltiges: War das nicht ein völlig anderes Dasein in langem, kaltem Winter ohne ausreichend Vorräte in abgelegener Region, ohne Zentralheizung und Supermarkt um die Ecke! Nutzen wir doch die endlos vielen geschaffenen Gelegenheiten zur Aussprache über menschliches Dasein, über Geschichte, die freien Gedanken, die unerfüllte Liebe, das verstorbene Kindchen, den zart fallenden Schnee und den Sinn feinster Musik.

Die schlichte Schönheit so mancher Melodie kann Freude bereiten, genau wie die wahren Perlen grandioser und zutreffender Tonsatzkunst. Viele Lieder hat Helmut Barbe in mehreren Strophen verschieden angelegt, unterlegt, eingefärbt. Einige hat er in bescheideneren und noch einmal in komplizierteren Sätzen gefertigt, manchmal mit interessant neuer Klangfarbe. Das ist in dieser Qualität neu für das Akkordeon, erst recht für das Einzeltonakkordeon. Dankbar veröffentlichen wir dies Füllhorn famoser Kleinode. Es soll durchaus auch ein Baustein zur Bewahrung kostbaren Liedguts sein. Und –  hier kann Musikunterweisung gleichzeitig „Alleweil ein wenig lustig“ aber eben auch tiefgründig, sinnlich und wesentlich sein.

Die Uraufführung fand 2014 durch Maxine Bell, Emilie Roy, Lara Sommer, Julia Stelzner, Philipp Bergold, Raphael Kopp, Luka Naka-Marinkovic und Felix Rastemborski statt.

Gerhard Scherer

Partitur und Heft mit Liedertexten

1. Ade zur guten Nacht
2. Alle Vöglein sind schon da
3. Alleweil ein wenig lustig
4. Als wir jüngst in Regensburg waren
5. Am Brunnen vor dem Tore
6. Bunt sind schon die Wälder
7. Der Kuckuck und der Esel
8. Die Gedanken sind frei
9. Das Wandern ist des Müllers Lust
10. Die Blümelein, sie schlafen (1)
11. Die Blümelein, sie schlafen (2)
12. Der Mond ist aufgegangen
13. Ein Jäger aus Kurpfalz
14. Ein Mann, der sich Kolumbus nannt
15. Ein Vogel wollte Hochzeit machen
16. Es, es, es und es
17. Es fiel ein Reif in der Frühlingsnacht (1)
18. Es fiel ein Reif in der Frühlingsnacht (2)
19. Es geht ein’ dunkle Wolk herein (1)
20. Es geht ein’ dunkle Wolk herein (2)
21. Es ritten drei Reiter zum Tore hinaus
22. Es waren zwei Königskinder
23. Greensleeves
24. Guten Abend, gut Nacht
25. Horch, was kommt von draußen rein
26. Feinsliebchen, du sollst mir nicht barfuß gehen
27. Hab mein Wage vollgelade
28. Ich fahr dahin, wann es muss sein
29. Kein Feuer, kein Kohle kann brennen so heiß
30. Ich hab die Nacht geträumet
31. Im schönsten Wiesengrunde
32. In stiller Nacht
33. Kein schöner Land in dieser Zeit
34. Leise rieselt der Schnee
35. Muss i denn zum Städtele ’naus
36. ’s ist alles dunkel
37. Sah ein Knab ein Röslein stehn
38. So treiben wir den Winter aus
39. Stehn zwei Stem am hohen Himmel
40. Stille Nacht, heilige Nacht
41. Und in dem Schneegebirge
42. Schwesterlein, Schwesterlein
43. Verstohlen geht der Mond auf (1)
44. Verstohlen geht der Mond auf (2)
45. Wem Gott will rechte Gunst erweisen
46. Wenn alle Brünnlein fließen
47. Wenn ich ein Vöglein wär
48. Zogen einst fünf wilde Schwäne
49. Wir lieben die Stürme
50. Winter ade