Der Schrei

Der Komponist gibt folgende Einführung in sein Werk:

„Ein früher Märztag im bayerischen Voralpenland. Ich will Günter Bialas besuchen. Nur 10 km sind zu fahren. Unterwegs erzwungener Halt. Vor mir Blaulicht, mehrere wartende Autos. Aus dem ferner liegenden Wald rast eine Ambulanz heran.
Ein Rettungshubschrauber im Tiefflug; kurz darauf landet er auf dem linken Feld.
Dann Stille. Menschen vor und hinter mir springen aus ihren Autos, laufen nach vorn, starren.
Und dann ein Schrei – ein singendes Weinen – ein unendliches Nicht-verstehen-können schwingt in der Luft.

Ich bin tief ergriffen von dieser außermenschlichen Klage, die aus einem am Rand der Straße Liegenden kommt. Noch ein Schrei – das Weinen.

Ich fahre zurück zu meiner Tochter Sonja, versuche mich zu fassen, kann aber die Bewegung durch das Gehörte und dessen Klang nicht vergessen, will es auch gar nicht.

Später fahre ich dann zu Günter Bialas und komme an einem bizarr verbogenen Motorrad vorbei.“

Giselher Klebes Komposition Der Schrei wurde am 2. November 1992 vom Duo Duellante (Helmut C. Jacobs, Akkordeon, und Hermann-Josef Tillmann, Schlagzeug) im Rahmen eines Konzertes des Deutschen Musikrats in Bad Honnef uraufgeführt.