Niemand darf seinen Wohnort verlassen
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- Artikel-Nr.: 979-0-50010-053-9
Stefan Hakenbergs Stück Niemand darf seinen Wohnort verlassen entstand 1996 als Auftragsarbeit des Landesverbandes Nordrhein-Westfalen des Deutschen Akkordeonlehrer-Verbandes e.V. Zu der Komposition wurde Stefan Hakenberg angeregt durch vier Bilder des 1960 in Mönchengladbach geborenen Malers und Videokünstlers Harald Klemm. Der Komponist Christoph Neidhöfer merkt in seinem Einleitungstext zur Uraufführung u.a. an:
„Der Titel des Werkes, einem Kommentar zu einer Fotografie entnommen, der wohl eine Anordnung alliierter Militärbehörden der Nachkriegsjahre wiedergibt, spielt an auf die Beschränkung der Reisefreiheit, die seinerzeit über weite Gegenden verhängt wurde, und auf die dadurch unterbundene Möglichkeit der Emigration. Die vier Bilder evozieren die Stationen einer Emigration: Armut, karge Natur, Mißernte, Hunger im ersten Bild, Dampferfahrt und Auswanderung im zweiten, Boxkampf als Metapher für das Sich-Durchschlagen in der Fremde im dritten und Familienglück als Symbol für das Nachholen des verpaßten im vierten Bild. Das Verhältnis von Bild und Musik ist hier mehr abstrakt denn konkret. Die Kargheit des Bildes wird einem kargen, minimalistischen musikalischen Stil gegenübergestellt, das Grenzüberschreitende einer „grenzüberschreitenden” musikalischen Form, deren Umrisse nicht von vornherein starr festgelegt sind. Die Zeit, die vergeht, bis die beiden Akkordeonspielerinnen die Bälge ihrer Instrumente ganz geschlossen bzw. ganz geöffnet haben, dient als Maßstab für den formalen Ablauf des Stücks. [...] Im dritten Stück, zum Bild des Boxkampfes, sind die Regeln „Spielregeln” im doppelten Sinn des Wortes „Spiel”. Hier können die Spielerinnen denn auch tatsächlich gewinnen. [...] Die wiedererlangte heile Welt des vierten Bildes äußert sich durch schönklingende Musik.“
Am 10. Juli 1998 fand die Uraufführung im Kunstschacht Katernberg (heute: Kunstschacht Zollverein) in Essen im Rahmen eines Komponistenporträts der Folkwang-Musikschule der Stadt Essen statt. Die Akkordeonistinnen waren Nicole Nowacki und Jasmin Okrzynski.